Ofra Haza. Das kleine Maedchen aus Tel-Aviv, die Prinzessin des Nahen Ostens.
Diese Saengerin war in ihrer Einfachheit und Groesse, Intelligenz, mit ihrem Charme und unglaublichen Koennen, kurz, in ihrer gesamten Erscheinung die Vollkommenheit, die uns so nahe war. Ob man es zugeben mag oder nicht: Mehr als nur eine aussergewoehnliche Persoenlichkeit.
Diese Website wurde zusammengestellt, um Ofra HazaEhre und Respekt zu erweisen, um sie in den Erinnerungen vieler wiederzubeleben. Doch auch dafuer, dass andere diese Saengerin, das Maedchen aus Tel-Aviv, ein wenig naeher kennen lernen.
Auf G"ttes Willen hin wurde Ofra Haza das Leben und sie uns genommen. Ihr widerfuhr ein schreckliches Schicksal. Es ist traurig, dass international kaum einer das Andenken der Kuenstlerin wahrt, trotz des hohen Ansehens, das sie ihrerzeit genoss und der politischen Rolle, die sie als Israelin fuer viele innezuhaben schien. Ein bedeutender Mensch und ein reiches Kulturerbe geraten hier in Vergessenheit.
Ofras Werk und ihre Botschaft haben solches niemals verdient.
Ich hoffe sehr, zum Erhalt einer lebendigen Erinnerung an sie beizutragen.
~ AyinChet
Ofra Haza wurde am 19. November 1957 in dem ehemaligen Armenviertel Tel-Avivs "HaTikva" (Die Hoffnung) geboren, als neuntes Kind armer juedischer Einwanderer aus Jemen, welche 1944 nach Israel fluechteten. Jefet Haza, Ofras Vater, lernte seine zukuenftige Frau in der jemenitischen Hafenstadt 'Aden kennen, wo er auf Schiffen arbeitete. Die Schwester von Ofras Mutter Shoshana kam zu dem jungen Mann und fragte ihn, ob er nicht heiraten wolle - er sagte zu und nahm bald daraufhin die junge Shoshana zur Frau - solche raschen Hochzeiten waren und sind Tradition. Einige Zeit spaeter beschlossen sie, nach Israel auszuwandern, auf einem beschwerlichen Weg - per Schiff nach Kairo und von dort mit dem Zug nach 'Atlit im Norden des damaligen britischen Mandatsgebietes Palaestina, ins Auffanglager fuer Neueinwanderer. Zunaechst wohnten sie in 'Atlit, dann in anderen Lagern und kamen schliesslich nach Tel Aviv, wo auch der Rest der Familie sich nach und nach einfand.
Ofras Vater hielt die Familie gerade noch mit Handwerksarbeit ueber Wasser, waehrend ihre Mutter, noch sehr jung, schon ihre Kinder erziehen musste. Alle neun Kinder der Familie Haza wurden in Israel geboren. Shoshana arbeitete spaeter als Hebamme im Viertel.

Ofra wurde als juengstes Kind der Familie geboren. Sie war das siebte Maedchen, ihre Schwestern: Noga, Etti, Rachel, Zehava, Yardena, Shulamit (Shuli). Sie hatte auch zwei Brueder, Yehuda (der Erstgeborene) und Yair, mit welchem sie in ihrer Jugend wegen ihrer Karriere einige Konflikte hatte. Da Ofra das siebte Maedchen war, beschlossen Shoshana und Jefet, sie "Bat Sheva'" heissen zu lassen, die "siebte Tochter". Doch diese Rechnung war ohne die Schwestern gemacht worden. Diese mochten den Namen gar nicht und nannten sie Ofra, was in etwa"Rehkitz" bedeutet. Den Namen hatte sie ihren grossen Augen zu verdanken. Mit sechs Jahren erlaubten ihr die Eltern, ihren Namen ofiziell im Ministerium in Ofra zu aendern, und dieser Entschluss war mit Blick auf die Zukunft sehr richtig gefasst worden.
Ueber ihre jungen Jahre erzaehlte Ofra stets begeistert. "Ich hatte eine unglaubliche Kindheit. Ich war die Juengste und jedermann verwoehnte mich, mein Vater, meine Mutter, meine aelteren Brueder und meine Schwestern. Ueberhaupt ist meine Familie wunderbar: Sie lieben einander, unterstuetzen einander, halten zusammen und verbringen viel Zeit gemeinsam." Auch Nachteile hatte die Rolle der juengsten Tochter in einer traditionellen Familie mit schon fast erwachsenen Kindern und Eltern, denen Ofra erst spaet geboren worden war.

Ofra sang schon, seit sie sich erinnern konnte. Zuhause allein im Badezimmer, vor der Lieblingsschwester Shuli, mit der Mutter am Schabbat (jued. Ruhetag), und spaeter auch bei Hochzeiten und aehnlichen Anlaessen. Sie ging so den Weg ihrer Mutter, die schon "Hina"-Saengerin auf Hochzeiten in Jemen und in Israel und im HaTikva-Viertel fuer ihre Gesangsabende bekannt war. Ofra war von klein auf mit traditioneller Musik umhuellt, sie sang im Schulchor und auch anderen Choeren und so war es kein Wunder, dass sie mit 12, bei einem Auftritt auf einer Hochzeit, einem gewissen Moshe Arusi auffiel. Moshe Arusi war ein Mitglied der Jugendtheatergruppe
"Sadnat Teatron Shechunat Ha'Tikva". Ihr Gruender und Leiter zu dieser Zeit war der junge Bezalel Aloni, der spaetere Manager und engster Freund und Helfer Ofras fuer ueber 28 Jahre.
Stichwort Aloni und das Shechunat HaTikva Theater: Bezalel Aloni wurde in Petach Tikva geboren und kam selbst aus einer armen jemenitischen Familie. Im Laufe der Zeit zogen sie nach Tel Aviv. Das HaTikva-Theater wurde als Teil eines Projektes fuer rueckstaendige Viertel in Tel Aviv gegruendet und nach kurzer zeit uebernahm es Bezalel, schon in anderen Vierteln fuer Kinder aktiv, mit seinem Bruder Yair. Er wollte mit Hilfe des Theaters gegen die Armut der Bewohner demonstrieren und die Aufmerksamkeit der breiten Oeffentlichkeit, die aus einem hoeheren sozialen Kreis stammte, auf die Situation der Menschen zu lenken. Er selbst sagte: "Unser Viertel wurde das 'zweite Israel' genannt.". So war es auch, im gewissen Sinne.
Zurueck zum Geschehen. Moshe Arusi spielte Gitarre im Theater. Er erzaehlte Michael Sinuani, einem anderen Mitglied und spaeterem Solopartner Ofras, von dem kleinen Maedchen mit einer bezaubernden Stimme. Dieser leitete die Information an Bezalel weiter, welcher sofort sagte: "Bringt sie hierher".
Zunaechst wollte Ofra auf das Angebot von Sinuani und Bezalel nicht eingehen, aber schliesslich stand sie in der kleinen Kueche von Bezalel, seiner Frau Ogenia und ihren beiden kleinen Kindern, da sonst kein Platz war, und sang vor.
"Ich hatte Gaensehaut von ihrer Stimme", erinnerte sich Bezalel. Er nahm sie ohne Umschweife ins Theater ein. Dieser Tag in der Kueche wurde fuer Ofra die erste Stufe einer steilen Karriereleiter nach oben.
Ofra machte im Laufe der Zeit bei vielen Festivals und Auffuehrungen mit. Ob nun mit kleinen oder grossen Rollen, sie meisterte sie gleich gut und erfuellte Bezalels Erwartungen vollkommen und mehr als das. Bevor sie von ihm zu oeffentlichen Auftritten mit den restlichen, wesentlich aelteren Mitgliedern des Theaters, zugelassen wurde, nahm sie allerdings schon an jeder Probe teil und lernte alle Texte und Lieder. Sie konnte schnell das gesamte Repertoire einer Auffuehrung, die Rollen aller Mitglieder, auswendig. Der Fleiss und die Hingabe faszinierten Bezalel. Ofras schnelle Lernfaehigkeit fuehrte dazu, dass sie einige Male sehr erfolgreich als Zweit- oder Drittbesetzung fungieren durfte, sobald jemand aus der Truppe ausfiel.
Ofras erster grosser Erfolg war, als sie mit 1974 beim "Oriental Songs Festival" sang: Sie trat mit dem Lied "Schabbat ha'Malka" (Koenigin Schabat) auf. Ofra erreichte den ersten Platz! "Es war ein grosses Ereignis, als ich an diesem Festival teilnahm und den Hauptpreis gewann. Ich war schokiert.", kommentierte Ofra es Jahre spaeter.

Mit den Jahren wurde Ofra bekannter, nahm an vielen solcher Veranstaltungen teil, erhielt die meisten Solopartien. Als die Zeit kam, sich zwischen religioeser Schule oder Karriere zu entscheiden, war sie in der 10ten Klasse. Sie wechselte die Schule. Fuer die Abschlusspruefungen lernte sie waehrend der Auftrittsreisen im ganzen Land, mit Bezalels Hilfe. Auch vor ihren Eltern, die sich um die schulischen Erfolge der Tochter Sorgen zu machen begannen, uebernahm er Verantwortung. Als die Probleme mit ihrem Bruder Yair, der als letzter noch mit ihr zu Hause wohnte, untragbar wurden, zog Ofra aus und wohnte im eigenen Zimmer bei Bezalel im Haus. Sie verbrachte viel Zeit mit Ogenia, Bezalels Frau, und ihren beiden Soehnen Nir und Ro'i.